wieso reagiere ich eher unerfreut wenn auf einer ausfahrt jemand seine go-pro montiert?
weil die chance dass man mal zu schnell ist oder eine sicherheitslinie überfährt oder ein überholmanöver gefährlich aussieht oder man mal zu nah auffährt nun mal sehr hoch ist. die meisten leute die ich von hier kennengelernt habe fahren sehr vernünftig und sicher und keiner aus diesem forum verhält sich annähernd wie n raser. das find ich auch gut so. trotzdem, und das wird mir jeder bestätigen, erlebt jeder in gewissen abständen mal eine kritische situation oder überschreitet unbeabsichtigt irgend eine verkehrsregel. niemand ist perfekt.
schaut euch diesen artikel an: Schlag gegen Raser-Szene ? 10 Personen verhaftet
und dann denkt ihr: ist ja gut, die gehen nur gehen die raser vor.
bei den drogen war es früher nur das heroin was bekämpft wurde, die andern hat mal leben lassen. bei den verkehrskontrollen waren es nur die stockbesoffenen, die man rausgenommen hat. uswusw. unterdessen werden autobahnen gesperrt und ausnahmslos jeder muss einen alk- und drogentest machen, blitzer werden in der nacht ausserorts dort aufgestellt wo es rechts und links tiefgeschnittene wiese hat, null gefahr für irgendwas ist, und eh jeder zu schnell fährt weil es einfach nur geradeaus geht und flach ist, uswusw.
und mit dem dichtedruck und dem unverständnis dass es menschen wie uns gibt und dank den medien die jeden unfall ausschlachten kommen initiativen wie via secura zustande die völlig übers ziel hinausschiessen. zb für freiwillige fahrer bei der feuerwehr, die ja permanent auf pikett sind, gilt null toleranz, usw. das wird alles noch schlimmer und noch regulierter. und die polizei wertet ja jetzt schon youtube videos aus.
Ich halte das Montieren von Kameras für eine höchst bedenkliche Entwicklung. Selbstverständlich macht es Spass, die eigene Fahrt noch einmal in aller Ruhe am heimischen PC zu geniessen. Doch leider sind nicht alle Zeitgenossen ?reinen Geistes?, man darf immer auch davon ausgehen, dass das Denunziantentum dank technischer Möglichkeiten zunimmt. Jeder Kamera-Bewehrte wird zum potenziellen Hüter von Recht und Ordnung, gänzlich unabhängig von eigenem Differenzierungs- und intellektuellem Leistungsvermögen.
Vergangenen Herbst hat das ein guter Bekannter selber erlebt, als er auf einer der letzten Saison-Fahrten zwei Motorradfahrer vor sich hatte, die genüsslich mit knappen 70Km/h einen Pass runtergerollt sind. Er hat beide nacheinander an übersichtlichen, völlig gefahrlosen Stellen überholt und zweimal erntete er Hupzeichen/Lichthupe und verworfene Hände. Als er dann kurz vor einer Haarnadel (von oben in vollem Radius einsehbar) einen Golf überholte, der gerade mal mit 40Km/h unterwegs war ? der Fahrer musste unbedingt eine wichtige sms schreiben - , sah er, dass einer der beiden Motorradfahrer die Kamera demontiert hatte und ihn EINHÄNDIG FAHREND filmte. Er hat sich masslos geärgert ob so viel Dummheit. Keinerlei Gefährdung, keine übertretene Strassenverkehrsregeln, keine Geschwindigkeitsüberschreitung und doch das Gefühl der permanenten Observation.
Natürlich gibts überall motorisierte Volldeppen mit Denkdispens, doch nicht in jedem Bürger sollte ein verkappter Ordnungshüter stecken. Wer sein Überwachungs- und Investigativtalent ausleben will, soll doch die entsprechende Ausbildung absolvieren und sich eine Uniform geben lassen. Dann darf er/sie seine/ihre Gelüste befriedigen?
Eines ist glasklar: Der Platz auf den Strassen ist sehr knapp geworden und so macht es durchaus Sinn, möglichst viele Autofahrer zu kriminalisieren und wieder von den Strassen zu entfernen ? das bringt bei minimalem Risiko erst noch eine beträchtliche Summe in die Staatskasse. Ich denke nicht, dass ?Freiheitlichkeit? auf der Strasse ausgelebt werden sollte. Doch ich bin ebenso der Überzeugung, dass wir in unserem Regulierungswahn die Begriffe Freiheit und Freiheitlichkeit zu leeren Worthülsen degradieren.
Was ich mir wünsche: Menschen mit offenem Geist und Toleranz, die den Begriff der ?Selbstverantwortung? nicht bloss als Aufgabe unbekannter Dritter verstehen, sondern sich selber leiten und lenken?
Naja, etwas Träumen darf ja wohl noch erlaubt sein.
Beste Grüsse Mario
2019 Caterham 485 S Aston Martin Vantage V8 4.7 Triumph Thruxton TFC Triumph Rocket 3R Black Triumph Scrambler XC
Zitat von minos Was ich mir wünsche: Menschen mit offenem Geist und Toleranz, die den Begriff der ?Selbstverantwortung? nicht bloss als Aufgabe unbekannter Dritter verstehen, sondern sich selber leiten und lenken?
Dumm ist nur, dass jeder darunter etwas anderes versteht...
Zitat von minos Was ich mir wünsche: Menschen mit offenem Geist und Toleranz, die den Begriff der ?Selbstverantwortung? nicht bloss als Aufgabe unbekannter Dritter verstehen, sondern sich selber leiten und lenken?
Dumm ist nur, dass jeder darunter etwas anderes versteht...
Ich weiss, Hansjörg, es sind immer die anderen, die intolerant und fremdgesteuert sind!
2019 Caterham 485 S Aston Martin Vantage V8 4.7 Triumph Thruxton TFC Triumph Rocket 3R Black Triumph Scrambler XC
Mein Bruder fährt seit je Motorrad, seit neustem nervt er sich unheimlich über diesen neuen Trend. Bei ihm und seinen Kumpels geht sowas gar nicht!
Wahrscheinlich ist die Zeit nicht mehr weit und das überholen wir generel verboten, ob jetzt die angegebene Geschwindigkeit gefahren wird oder so wie heute meisten unterschritten, wird keine Rolle mehr spielen.
Von Privaten sowas zu filmen finde ich Schizophrenie mit grossem Drang zur bestehenden Profilierungsneurose.
Frage mich immer öfter, wie dies früher wahr ohne den ganzen, Schickimicki ?
Diese Medizin gibt es nicht auf Krankenschein, ich weiss, dass Gaspedal ist rechts!
Ich habe mir auch schon überlegt, eine Dash-Cam zu montieren, nicht zur Dokumentation allfälligem Fehlverhaltens anderer, nein, um zu dokumentieren, dass ich selbst nicht zu schnell unterwegs war. Wieso? Ich habe 2 Porsches, einen Boxster und einen GT3. Beim Boxster hatte ich selten bis nie etwelche Reaktionen anderer, beim GT3 hingegen winken nette Zeitgenossen wild mit Fäusten, obwohl ich schon fast sklavisch innerhalb der zulässigen Geschwindigkeiten unterwegs war. Sollte dann ein paar Meter später ein Unfall passieren, muss ja nur einer ohne zu schauen mir reinfahren, sind genau diese Faustwinker die sogenannten Augenzeugen, die dann steif und fest behaupten, dass diese Raserkiste mit ungeheurem Speed unterwegs war, der Wagen sieht scheinbar schon im Stand zu schnell aus. Mit einer Cam, idealerweise mit GPS und Geschwindigkeitseinblendung könnte man so belegen, wie schnell man tatsächlich unterwegs gewesen ist.
Von Videoaufnahmen von Ausfahrten, welche dann auch noch auf youtube online gestellt werden, halte ich gar nichts. Das ist Dummheit im Quadrat, denn im Extremfall wird dann jede Kleinigkeit von der Rennleitung bestraft, hier mal eine Sicherheitslinie geschnitten, da einen Schleicher überholt. Ausfahrten geniesse ich lieber ungespeichert.
Wie sagte doch mal ein Gescheiter: den Geist den ich rief, werd ich nicht mehr los.
Mein Sohnemann stand letzthin vor einem Wählscheibentelefon und sollte der Grossmutter anrufen. Völlig überfordert, da man ja nicht drücken kann. Das ist das eine... aber: dieser Apparat kann ja "nur" telefonieren! sowas Dämliches.
100 Möglichkeiten, Vernetzung, Speicher ohne Ende... wir versystemisieren uns mehr und mehr. Und das Gleiche mit den Regulatorien. Wir verregulieren uns. Und die Spirale dreht sich immer weiter.
Letzthin habe ich einen alten Ferienvideo geguckt, von 1998. Innenstadt London. Alle Personsn gingen erhobenen Kopfes über den Gehsteig. Dasgleiche in 2015. 90% gehen mit gesengtem Haupt, ein Smartphone in der Hand und drücken irgendwas enorm wichtiges. Ein frappanter Unterschied.
Jeder am Lenker/Steuer kann ein potentieller Raser sein. Ist weder eine Frage des Charakters (was immer das sein soll) noch der Intelligenz (welcher auch immer). Es ist lediglich eine Frage der gefahrenen Geschwindigkeit im Kontext mit der geografischen Gegebenheit (Fussgängerzone bis Autobahn) mit der akutell vorhandenen Qualität/Quantität des Bewusstseins.
Somit kann es den/die Raserin als Typus auch nicht geben, der verfolgt werden könnte. Die Zeiten der Toleranz sind längst passé.
Das Denken ist allen Menschen erlaubt, vielen bleibt es erspart...
Ich finde das köstlich, wie hier jeder seine eigene Realität zum Besten gibt!
Sogar unter uns Autofreaks gibt es offensichtlich X-Varianten. Man stelle sich vor es würden noch Justizpäpste, Ornithologen, Velöler, Links- und Rechtspopulisten mitmischen...
...und alle bewegen sich um die gleichen Kurven über den Susten und wehe ein Engländer mit vernebeltem Bewusstsein kommt noch am Morgen früh von links.....
Mir wurde letzthin nachgelegt, dass ich mich gefälligst entschuldigen solle, da ich einen unbedarften Autofahrer erschreckt hätte. Und er hätte alles gefilmt.
Hat eigentlich schon jemand abgeklärt, ob die Filmaufnahmen von juristischer Relevanz sind?
Auf Empfehlung eines Kollegen mit juristischen Hintergrund habe ich nichts unternommen und mir als Gegenrecht vorbehalten die Filmerei untersuchen zu lassen.
Zitat von HansjoergAIch finde das köstlich, wie hier jeder seine eigene Realität zum Besten gibt!
Die "eigene Realität" ist als Begrifflichkeit quasi-pleonastisch, denn die Wahrnehmung dessen, was wir individuell als "Realität" bezeichnen, ist immer subjektiv gefärbt und kann damit nur einem eigenen Urteil entsprechen. Ob es "DIE" Realität gibt, ist somit eine rein philosophische Frage.
Zur Frage der juristischen Wirksamkeit solcher Videos: Die Gerichte kennen das Prinzip der freien Beweismittelwürdigung, sie entscheiden demnach, was zugelassen sein soll und was nicht. Erst ein entsprechendes BuGer-Urteil könnte dem drohenden Wildwuchs ein Ende setzen. Ich war immer der Meinung, dass Persönlichkeitsrechte einen hohen Stellenwert haben. Ich habe NIEMANDEM die Einwilligung gegeben, mich zu filmen!
Gruss Mario
2019 Caterham 485 S Aston Martin Vantage V8 4.7 Triumph Thruxton TFC Triumph Rocket 3R Black Triumph Scrambler XC
...denn Realität ist immer subjektiv gefärbt, geht gar nicht anders. Wenn das alle wüssten, dann hätten wir weniger Sturköpfe und Besserwisser auf den Strassen etc.